Greenwashing – das Märchen von der Nachhaltigkeit
Wenn ein Unternehmen fälschlicherweise vorgibt, nachhaltig zu handeln, wird dies als Greenwashing bezeichnet. Welche Mittel die Unternehmen nutzen und wie du Greenwashing entlarvst, erfährst du in diesem Artikel.
Von Saskia Ruttmann
Was ist Greenwashing?
Durch die erhöhte Nachfrage nach fair produzierten, umweltbewussten und nachhaltigen Produkten versuchen Unternehmen, ihren KundInnen ein besonders „grünes“ Verhalten zu suggerieren. Greenwashing bezeichnet dabei die Methode, bewusst ein grünes Image zu kreieren, ohne wirklich nachhaltig zu agieren. Es handelt sich also um die bewusste Täuschung von VerbraucherInnen. Durch das Greenwashing steigt nicht nur das Ansehen des Unternehmens, die Produkte können auch teurer verkauft werden.
Wie wird Greenwashing betrieben?
Durch gezielte Marketing- und PR-Strategien suggeriert ein Unternehmen umweltbewusstes Verhalten. Dabei verschleiert es Fakten oder lenkt von anderen Problemen ab. Um erkennen zu können, wann es sich um Greenwashing handelt, solltest du die Möglichkeiten kennen, wie sich Unternehmen bewusst „grüner“ präsentieren:
1. Falschaussagen
Die „krasseste“ Form des Greenwashings: Es werden bewusst falsche Aussagen getroffen, um die VerbraucherInnen in die Irre zu führen. Manche Lebensmittel und Kleidungsstücke tragen zum Beispiel vom Unternehmen kreierte Gütesiegel, die es offiziell gar nicht gibt, wie zum Beispiel „Getreide aus kontrolliertem Anbau“ oder „biologisch zertifiziert“.
2. Ein nachhaltiges Produkt verharmlost das restliche Sortiment
Manche Unternehmen bringen ein Produkt auf den Markt, was als besonders umweltfreundlich deklariert wird, um vom restlichen, nicht nachhaltigen Sortiment abzulenken. Wenn ein Label also eine Bio-Kollektion lanciert, das restliche Sortiment jedoch alles andere als nachhaltig produziert wird, ist das eine Form von Greenwashing.
3. Nur ein „grüner“ Schritt in einer langen Produktionskette
Ein Label wirbt damit, dass die Kleidung aus „biologisch angebauter Baumwolle“ hergestellt wird. Ob diese anschließend mit Chemikalien behandelt wird und unter welchen Arbeitsbedingungen sie angebaut wird, wird nicht erwähnt.
4. Soziales Engagement oder Spenden
Wenn sich ein besonders umweltschädliches Unternehmen für soziale Zwecke engagiert und das bewusst bewirbt, lenkt es von der Umweltproblematik ab und steigert sein Image. Wird zum Beispiel von einer Kreuzfahrtreederei damit geworben, dass 2 Prozent der Reisekosten an Umweltorganisationen gespendet werden, lenkt diese „Wohltat“ von der großen Umweltbelastung durch Kreuzfahrten ab und rückt die Reederei in ein besseres Licht. In diesem Fall wird die Grundidee des Corporate Social Responsibility, „Tue Gutes und sprich darüber“, missbraucht.
5. Werbung mit Selbstverständlichkeiten
Manche Unternehmen nutzen Selbstverständlichkeiten, um ihrem Produkt einen Mehrwert zu verleihen, den dieses eigentlich gar nicht hat. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Lebensmittel, was schon immer ohne tierische Produkte auskam, plötzlich den Hinweis „vegan“ trägt oder wenn ein Haarspray mit dem Hinweis „FCKW-frei“ versehen ist, obwohl diese Treibmittel ohnehin schon seit fast 30 Jahren verboten sind.
6. Beschönigung
Häufig werden Produkte bewusst beschönigt. Vegane Produkte sind zum Beispiel zwar gut für das Tierwohl, deshalb aber nicht automatisch besser für die Umwelt. Genauso verhält es sich mit Bio-Produkten: ein Bio-Burger ist deshalb nicht unbedingt gesünder.
7. Grüne Verpackung
Schon Großmutters Rat besagte: „du sollst nicht vom Äußeren auf das Innere schließen.“ Das gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Produkte: eine grüne Verpackung macht noch lange keinen umweltfreundlichen Inhalt. Auch Bilder oder Fotos auf der Verpackung sagen nichts über einen nachhaltig produzierten Inhalt aus.
Wie erkennst du Greenwashing?
Grundsätzlich gilt: hinterfrage, sei kritisch und informiere dich. Prüfe immer die Rückseite des Produkts und informiere dich über den Hersteller. Damit du nicht auf Greenwashing hereinfällst, geben wir dir ein paar Tipps an die Hand.
1. Achte auf die Wortwahl
„Bio/Öko“ und „Aus kontrolliert biologischem Anbau“ sind geprüfte und gesetzlich geschützte Begriffe. Begriffe wie „klimaneutral“, „biologisch“ oder „umweltfreundlich“ sind hingegen frei verwendbar und tragen somit keine Aussagekraft über die Nachhaltigkeit eines Produkts. Du solltest also die wichtigsten Gütesiegel kennen und gezielt danach suchen. Bei Kleidung sind das zum Beispiel der „Fair Trade Textiles Standard“ und der „Global Organic Textile Standard“.
2. Lasse dich nicht von der Verpackung täuschen
Grüne Verpackungen werden mit nachhaltigen Produkten assoziiert. Bio-Labels nutzen häufig diese Farbe, um umweltbewusste Kunden anzusprechen. Du solltest dich aber nicht von einem Foto freilaufender Hühner auf der Eierverpackung oder von einer grünen Shampoo-Verpackung täuschen lassen: Häufig wird die Verpackung nur dazu genutzt, um ein ganz und gar nicht nachhaltiges oder gesundes Produkt als solches zu verkaufen. Auch bei Kleidung gilt: Ein Preisschild aus Papier statt aus Plastik macht noch lange kein nachhaltiges Kleidungsstück.
3. Wer einmal lügt…
Manche Konzerne wie Nestlé, Starbucks oder McDonald’s sind geradezu dafür bekannt, nicht umweltbewusst zu agieren. Dieses Verhalten versuchen sie mit gezielten Aktionen zu beschönigen. Klar, jeder kann sich ändern und verdient eine zweite Chance, aber du solltest bei gewissen Marken lieber doppelt hinterfragen.
4. Lasse dich unterstützen
Da du nicht Stunden damit verbringen kannst, jedes Produkt im Supermarkt oder Online-Shop zu überprüfen, kannst du andere diese Arbeit für dich machen lassen: Mit Apps wie „EWG’s Skin Deep App“ kannst du zum Beispiel die Inhaltsstoffe in Kosmetika prüfen lassen. Organisationen wie die Ethical Company Organisation liefern dir außerdem Informationen über Firmen, die von ihnen geprüft wurden.
Setze auf Marken und Konzerne mit ganzheitlichem Ansatz
Prüfe, egal ob bei Kleidung oder Lebensmitteln, darauf, von wem und woher die Ware stammt und lasse dich nicht von falschen Siegeln oder Kampagnen in die Irre führen. So kannst du Greenwashing erkennen und entsprechend reagieren. Kaufe zum Beispiel Kleidung von Marken, die Nachhaltigkeit leben und im gesamten Prozess – vom Anbau der Rohstoffe über die Entlohnung der ArbeiterInnen bis hin zum Versand der Ware – darauf achten und transparent über ihren Herstellungsprozess informieren. So kannst du mit einem verantwortungsvollem Kaufverhalten zum Umweltschutz beitragen!